Die Folk-Rocker dArtagnan sind mit „Herzblut“ auf Gold gestoßen. Das sechste Studioalbum der Franken ist eine bis zum Rand prall mit Hits gefüllte Schatztruhe, in der verlockend musikalisches Edelmetall glitzert. Jede Ballade, Hymne, Tanzweise und Headbanger darin erweist sich als Diamant.So locker wie die Nürnberger auf „Herzblut“ einen Ohrwurm nach dem anderen abliefern, wirkt das Schreiben von Hits wie die einfachste Sache der Welt. Doch in Wahrheit ist dies eine hohe Kunst, an deren Klippen schon viele Traumschiffe zerschellt sind.Wie schaffen es dArtagnan, alle musikalischen Untiefen derartig erfolgreich zu navigieren?Zum einen durch jahrelange Erfahrung. Zwar wurde die Gruppe erst im Jahr 2015 gegründet, doch zu dieser Zeit hatte sich Bandkopf, Sänger und Multiinstrumentalist Ben Metzner seine Sporen längst bei den Chartstürmern Feuerschwanz verdient. Keine Schule lehrt besser, worauf es bei einem guten Song ankommt, als reichliche Live-Auftritte bei Festivals und auf Touren – welche Ben und seine Mitstreiter von Clubs, über oft ausverkaufte Hallen, bis inzwischen gelegentlich sogar in Arenen geführt haben.Damit verbunden ist ein großes handwerkliches Können, das dArtagnan auszeichnet – sowohl auf der Bühne als auch im Proberaum sowie im Studio. Die Franken haben eine perfekte Balance zwischen elektrischen Instrumenten und der Akustik erreicht, denn zum Beispiel Bouzouki, eine teuflische Geige, Tin Whistle und die Königin der Sackpfeifen, die Uilleann Pipes, kommen punktgenau zum Einsatz.Ebenso wichtig sind ihre klugen lyrischen Inhalte. Natürlich spielen dArtagnan freudig zum Tanz auf und ihre Lieder laden stets zum Feiern ein. Doch ohne belehrende Untertöne und erhobene Zeigefinger bieten die Süddeutschen auch eine Reise in das Zeitalter der Musketiere an. Dabei reicht ihr weltoffener Blick weit über den Tellerrand des von Alexandre Dumas‘ mehrfach verfilmten Romans „Die drei Musketiere“ hinaus.So statten dArtagnan auf „Herzblut“ dem bretonischen „König der Korsaren“, Robert Surcouf, einen schwungvollen Besuch ab und mit dem epischen „Mosqueteros“ werden erstmals spanischen Musketiere in Rampenlicht gerückt. Bei letzterem Song wirkt passend Rafa Blas mit, der frisch gebackene Sänger der spanischen Metal-Legende Mägo de Oz – einer der traditionell spannenden Gastauftritt auf dem neuen Album. So erklingt beispielsweise beim hart rockenden Titelsong „Herzblut“ mit textlicher Anlehnung anJohann Wolfgang von Goethes Gedicht „Was wird mir jede Stunde so bang?“ der schöne Mezzosopran von Ad Infinitum-Frontfrau Melissa Bonny.Natürlich dürfen auch wahre Gassenhauer auf „Herzblut“ nicht fehlen: „Klingen Kreuzen“ und „Rollt rein“ lassen garantiert nicht nur bei der Mantel-und-Degen-Fraktion die Becher klingen. Als galante Verbeugung vor den Damen dürfen „Rosenrot“ und trotz seines Titels auch „Freudenhaus“ verstanden werden, die im Unterton subtil männliche Umgangsformen und Verhalten hinterfragen. „Coeur de la mer“ offenbart dagegen bei genauem Hinhören einen weiteren musikalischen Einfluss auf „Herzblut“: Der cineastische Charakter vieler Songs kommt nicht von ungefähr, denn Die Franken haben sich hörbar von solchen Giganten der Filmmusik wie Ennio Morricone und Hans Zimmer inspirieren lassen.Auf „Herzblut“ tanzen dArtagnan erneut auf vielen Hochzeiten und fühlen sich auf Mittelalter-Festivals ebenso zuhause wie auf dem Wacken Open Air. Vermutlich ist es eben diese Offenheit, die dem Album sein ungeheures Hitpotential beschert. Mit „Herzblut“ ergreifen dArtagnan ihre hart gewonnene musikalische Freiheit mit allen Händen und heben vereint einen funkelnden Schatz!
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