»Ich hab wenig, was ich dir zu bieten hab, ich denke nach, ich bleib’ bis sieben wach« - Kasi ist keinAngeber, kein Streber, auch keiner, der den Gewinnertypen mimt. Generell ist er wenig umPerfektion bemüht, ist vielmehr auf der Suche nach Echtheit. Zwischen jugendlicher Naivität underbarmungslos erwachsener Selbstreflexion, Rap, Gitarrensounds und Gesang, Gehen und Bleibenlässt Kasi sehr bewusst Widersprüche zu. Einen echten Plan hat er nicht. Klar ist nur, dass ihn derstetige Zwiespalt gezeichnet und gleichzeitig zu einer der spannendsten Neuentdeckungen macht,die der deutsche Musikmarkt 2023 zu bieten hat.Aber von vorn. Kasi kommt im Jahr 2000 in Frankfurt am Main zur Welt. Im InnenstadtbezirkBockenheim ist er von klein auf mit starken Kontrasten konfrontiert. Zwischen Main Tower undRotlichtviertel liegen hier immer nur wenige hundert Meter. Das Leben zwischen den Weltenverinnerlicht Kasi mit dem ersten Atemzug - und auch die Affinität zur Musik wird ihm in die Wiegegelegt. Zusammen mit seinem Vater hört er schon im Kindesalter Indierock und Punk, kann Liedervon Wir Sind Helden oder Blink-182 bald im Schlaf mitsingen. Er ist gerade neun Jahre alt, als er»Stadtaffe« von Peter Fox entdeckt. Von nun an interessiert er sich mehr und mehr für Rap. DieIdentitätssuche zwischen Sprechgesang und Gitarrenpop wird ihn prägen - und ist bis zum heutigenTag keineswegs abgeschlossen. Sie begleitet ihn durch seine von D.I.Y.-Geist geprägten SkaterJahre und hinein in seine ersten eigenen musikalischen Gehversuche, die Kasi ohne klassischeAusbildung oder kommerzielle Ambition vor etwa drei Jahren unternimmt und auf Soundcloudhochlädt. 2021 zieht er zum Studieren nach Freiburg, dem stadtgewordenen Gegenstück zurheimatlichen Mainmetropole.Dort lernt er Produzent und Ästhetik-Brain Antonius kennen - eine Begegnung, die einen TurningPoint in seinem künstlerischen Schaffen darstellt. Zusammen kreieren sie einen Sound, der Kasismusikalische Sozialisation erstaunlich präzise spiegelt und in dem er vollends aufzugehen scheint.Beschwingt-melancholische Indiepop-Elemente mischen sich ab jetzt mit legerer Rap-Delivery undformlosen Gesangsmelodien - der perfekte Rahmen für Kasis zwischen Weltschmerz undLeichtigkeit pendelnden Texte. In der allerersten gemeinsamen Session entsteht »Boys Don’t Cry«und damit genau der Song, der nach Veröffentlichung erstmals große Labels auf den Plan ruft. Einerster kleiner Hype entsteht. Immer öfter ergeben sich Kreativurlaube in Berlin, wo sich Kasi dasStudio mit Star-Produzenten wie Tobias Kuhn oder Nikolai Potthoff teilt. Seine Karriere scheint Fahrtaufzunehmen - und das, obwohl er sie genau genommen nie angestrebt hat. Vielleicht ist eben das,diese straighte Weigerung, eine Reißbrett-Vision zu erzwingen, seine Erfolgsformel.In seine Sessions geht Kasi tatsächlich unvorbereitet, schreibt ganz und gar Tagesform-abhängig. Erlässt sich treiben, will sich keinem Image beugen. Ob jeder Ton sitzt? Ist erstmal gar nicht so wichtig,solange die Atmosphäre stimmt. Im Zuge von »Vielleicht in einem Jahr« gibt Kasi im Januar 2022 nunsein Debüt beim Major Sony Music, bei dem er vor Kurzem unterschrieben hat. Im Song macht Kasisein Seelenleben transparent, schreibt einen aufrichtigen Brief an eine Person, die ihm trotz eineszwischenmenschlichen Bruchs die Welt bedeutet. Pointierte Wortspiele und ein seichtes Gitarrenriff,das sich als Konstante durch den Track zieht, spitzen sich in einer einprägsamen Hook zu, die schonjetzt prominent auf TikTok kursiert.
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