Live in Frankfurt.Ach, was wurden sie belächelt! Camouflage, 2023 stolze 40 Jahre im Geschäft, gingen in der fernen Vergangenheit bei missliebigen Kritikern gerne als „Depeche Mode für Arme” durch. Welch gravierende Fehleinschätzung! Denn die drei Herren aus Bietigheim hatten in den letzten vier Dekaden nicht nur lukrative internationale Hits, allen voran „Love Is A Shield” oder „The Great Commandment”, auf ihrem Erfolgskonto zu verzeichnen. Sondern sie besaßen darüber hinaus stets ihren eigenen Stil, der partout mit nichts zu vergleichen ist. Der Dreier erfand sich musikalisch auf insgesamt acht Studioalben stetig neu und erstaunte immer wieder kraft seiner kreativen Häutungen. Von Pop über Dancefloor bis hin zu Dark Wave und ab und an Ambient war jede Menge an unterschiedlichsten Stilrichtungen vertreten. Jetzt hat das Schwaben-Trio sich auf seine alten Stärken zurückbesonnenen, nach Jahren der Abstinenz aus der Musik-Branche. Vor allem aber sind Sänger Marcus Meyn, Schlagwerker Oliver Kreyssig und Keyboarder Heiko Maile in Feier-Laune. Diese wird an die Öffentlichkeit vermittelt, indem es 2024 – endlich nach 9 Jahren wieder – Live-Konzerte geben wird. „Rewind To The Future And Goodbye“ lautet das Motto der Tournee. Heiko Maile erklärt diesen Slogan wie folgt: „Das „Rewind“ steht für das Zurückspulen in unserer Diskografie. Kombiniert mit dem Wort „Future“ ergibt das Ganze „Zurückspulen in die Zukunft“, ein Gedankenspiel mit der Zeit vor unseren ersten professionellen Aufnahmen, an den Anfang des Ganzen, als unsere Band die Zukunft noch weit vor sich hatte. “Die Planung für die Konzertreise läuft auf Hochtouren. Laut Maile möchte die Band „wieder elektronischer klingen“, sagt der Komponist und Sound-Tüftler. „Viele unserer alten Songs werden modern interpretiert, einige der neueren werden vielleicht sogar im Klang unserer Anfangszeit umgesetzt, eine Mischung, die eher frei mit unseren bisherigen Stilrichtungen spielt. Außerdem wollen wir einen hoffentlich gelungenen Mix aus Publikums-Lieblingen und eigenen Vorlieben präsentieren. Ergänzend sollen Videos und visuelle Effekte eine noch größere Rolle als bisher spielen. Wenn wir feiern, tun wir das richtig. “Existieren bereits konkrete Pläne für die optische Realisierung der Gigs? „Details wollen wir noch keine verraten“, lacht Maile. „Nur so viel: Wir planen für ein oder zwei Songs eine Video-Aktion mit Fans und Leuten, die Lust darauf haben, uns mit eigenen Video-Inhalten zu helfen. Näheres geben wir schon bald auf unserer Homepage und in den sozialen Medien bekannt.“ Die Konzerte sollen jedenfalls nach eigener Aussage „zurück zu den Wurzeln gehen, lassen zugleich die gesamte Historie unserer Band in einem neuen Licht erstrahlen“, ist Maile überzeugt. Hierzu passt auch als Bindeglied das vom „Italienischen Futurismus“ geprägte, rätselhafte Band-Logo, das einen Verweis auf Zukunft und Vergangenheit gleicher maßen darstellt. Auch gibt es bei manchem Text Verbindungen zwischen der Moderne und der Ära, in der die Verse geschrieben worden sind. „The Great Commandment” entstand als Idee bereits Mitte der 80er, als der Fall der Berliner Mauer noch in einiger Ferne lag und der „Kalte Krieg“ zwischen Ost und West noch nicht vollkommen überwunden war. Seit Februar 2022 sind eben jener „Kalte Krieg“ und der Ost/West-Konflikt wieder brachial auf unseren Planeten zurückgekehrt. Unabhängig von derart düsteren Visionen ist das Trio unbeirrt von der Vision überzeugt, die Camouflage-Historie stetig am Leben zu erhalten. In den nächsten Monaten erscheinen diverse DeLuxe-Editionen, streng limitierte Vinyl-Ausgaben, Remaster. Man sieht: Die Geschichte dieser Ausnahme-Formation ist auch nach 40 Jahren nicht zu Ende erzählt. Und das ist gut so. (Michael Fuchs-Gamböck)
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