Die Dauerausstellung in den Räumen des Museums Bad Rappenau hat drei Schwerpunkte: die Salinengeschichte, die Bädergeschichte sowie die Vor- und Frühgeschichte des Raumes Bad Rappenau. Ergänzt wird die Dauerausstellung durch bis zu zehn Wechselausstellungen pro Jahr. Im Ausstellungsraum haben örtliche und regionale Künstler die Möglichkeit, ihre Werke einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.
Das 1989 eröffnete Museum steht in der Tradition des 1930 vom Bildhauer und Heimatforscher Fritz Linder gegründeten Museums, das leider den Wirren am Ende des 2. Weltkrieges zum Opfer gefallen ist. Das Museum bietet einen Überblick über die Salinen- und Bädergeschichte als einem gewichtigen und untrennbaren Teil der Geschichte des einstigen Reichsritterdorfes Rappenau. Bad Rappenau erhielt 1823 mit der Saline seinen ersten Industriebetrieb, der erst 1973 aus Rentabilitätsgründen endgültig seine Produktion einstellte.
Mit der erfolgreichen Solebohrung Rosentritts im Jahre 1822 wurde auch der Grundstein für den Kurbetrieb gelegt. Bereits 1834 fand die Eröffnung des Sophienbades statt, des ersten Solebades im Großherzogtum Baden. Beide Unternehmen, Saline und Kurbetrieb, haben über 150 Jahre lang das wirtschaftliche und soziale Leben Bad Rappenaus entscheidend mitgeprägt und wesentlich dazu beigetragen, dass sich ein unscheinbares ritterschaftliches Bauerndorf mit damals lediglich 592 Einwohnern zu einer modernen Kur- und Bäderstadt gewandelt hat.
Salinengeschichte & Kurgeschichte
Besondere Schaustücke der Sammlung sind die Bohr- und Fanggeräte (Flach-, Spitz- und Kreuzmeißel, Büchse, Bohrschere und Bohrzange, Spitz- und Federfänger) aus den Anfangsjahren der Saline. Sie bieten einen Einblick in die Bohrtechnik der Vergangenheit. Von besonderem Interesse sind ferner die aus Holz gefertigten Soleleitungen - Deicheln genannt - sowie die zu ihrer Herstellung verwendeten Deichelbohrer.
An den Wänden vermitteln großflächige Originalzeichnungen, darunter einige in Farbe, ein Bild von der ursprünglichen Salinenanlage und den Veränderungen im Laufe der Zeit, sowie Einblicke in die Technik der Soleförderung, der Kraftübertragung und der Siedesalzerzeugung. Auch mehrere Päckchen Salz verschiedener Körnung fehlen nicht.
Schließlich werden auch soziale Aspekte der Salinengeschichte, wie Dauer der Arbeitszeit, Entlohnung der Salinenarbeiter, die schwere körperliche Arbeit, die räumliche Streuung der Wohnsitze der Salinenarbeiter sowie das System des sozialen Beistandes vor Einführung der gesetzlichen Sozialversicherung gezeigt.
An die Anfänge des Kurbetriebes erinnern zwei Aktien des 1833 gegründeten Aktienvereins, dem Träger des ein Jahr danach errichteten Sophienbades. Eine Solespindel zur Bestimmung des Salzgehaltes des Badewassers zählt neben einem Verzeichnis über die Einnahmen des Aktienbades im Jahre 1836 zu den ältesten Stücken des Bestandes. Graphiken, Karten und Modelle verdeutlichen die Aussage der Originale.
Eine Attraktion ist zweifellos das Modell der ursprünglichen Kraftübertragungsanlage aus dem Jahre 1825, denn Kraftübertragungsanlagen bildeten die Voraussetzung dafür, dass maschinenbetriebene Pumpen zum Einsatz kamen und Kräfte über große Strecken auf mechanischem Wege übertragen werden konnten.
Vor- und Frühgeschichte
Auf dem Weg durch den 2. Keller durchmisst man die Vor- und Frühgeschichte im Bereich von Bad Rappenau - eine Zeitspanne von mehreren tausend Jahren. Hier ist umfangreiches archäologisches Fundgut untergebracht, das Dr. Hans-Heinz Hartmann (Bad Rappenau) im Laufe mehrere Jahrzehnte in mühevoller Sammelarbeit zusammengetragen und nun freundlicherweise dem Museum zur Verfügung gestellt hat.
Knochen und Zähne von Tieren sowie das Schädeldach eines Menschen (in Vitrine 1) sind Reste aus einer viele hunderttausend Jahre andauernden Epoche, in der die Menschen als umherziehende Nomaden vom Jagen und Sammeln gelebt haben.
Die Vitrinen 1 und 2 zeigen Überreste der ältesten Siedlungen unseres Raumes, die aus der Bandkeramikerzeit und aus der anschließenden Rössener Zeit stammen. Zu sehen sind Bruchstücke der Hütten-Lehmwände, Reste von Tongefäßen, aus Feuerstein zurechtgeschlagene Geräte, aus Hornblendschiefer geschliffene Werkzeuge und ein dafür verwendeter Schleifstein; Material zur Farbherstellung, ein Spinnwirtel und Webgewichte zur Herstellung von Textilien sowie Mahl- und Quetschsteine zum Zerkleinern von Getreidekörnern.
Mit der Bronze, einem neuen Werkmaterial zur Anfertigung von Geräten, begann vor etwa 4000 Jahren eine weitere Epoche der Menschheitsgeschichte. Aus dieser Zeit stammt eine Gruppe von Grabhügeln bei den "Drei Eichen" im Rappenauer Wald, aus denen Funde auf Bildern dargestellt sind. Vitrine 3 enthält Reste aus der späten Bronzezeit. Dass die Gemarkung Bad Rappenau auch in der um 750 v. Chr. beginnenden Eisenzeit besiedelt war, zeigt die Grabhügelgruppe im "Heidenschlag" im Rappenauer Wald. Die im letzten Krieg in den Museen von Karlsruhe und Mannheim verlorengegangenen Funde aus diesen Grabhügeln der Hallstattzeit sind auf Bildern dargestellt.
Vitrine 4 enthält Fundstücke aus der folgenden Latènezeit: Reste von Tongefäßen, Bruchstücke von Glasarmreifen, einem Bronze-Knotenring und einer Eisenfibel. Dass auch Textilien hergestellt wurden, zeigen die ausgestellten Spinnwirtel und Webgewichte. Salzsieden und Salzhandel spielten eine große Rolle, denn an allen Siedlungsplätzen in unserer Gegend, die aus dieser Zeit stammen, fanden sich Reste von Salztrockengefäßen.
Mit der Vorverlegung der römischen Reichsgrenze gegen Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. vom Rhein an den Neckar und später noch weiter nach Osten wurde unser Gebiet ein Teil des römischen Weltreiches. Die römische Stadt Wimpfen entwickelte sich zu einem blühenden Zivil- und Verwaltungszentrum. Die zur Versorgung des Militärs und der Zivilbevölkerung angelegten Gutshöfe auf unserer Gemarkung profitierten von dieser Entwicklung. Zahlreiche Fundgegenstände aus dem Siedlungsbereich dieser römischen Gutshöfe sind in den Vitrinen 5, 6, 7 und 8 ausgestellt. Die Vitrinen 5 und 6 enthalten neben den in unserer Gegend hergestellten Keramiken auch Gefäße aus Terra sigillata, die aus Töpfereien in Süd-, Mittel-, Ost-Gallien und der Pfalz hierher gehandelt wurden. Weit hertransportiert wurden auch Ölamphoren aus Südspanien und Mühlsteine aus der Eifel.
Vitrine 7 zeigt viele Gebrauchsgegenstände aus dem Alltag auf römischen Gutshöfen: Messer, Sichel, Schüsseln, Löffel, Glöckchen, Schreibgriffel, Nähnadeln, Schmuck und Spielutensilien. Gefundene Silber- und Bronzemünzen zeigen, dass Geld sicherlich eine nicht unwesentliche Rolle gespielt hat. Die Bewohner der Gutshöfe konnten Dinge, die sie selbst nicht herstellen konnten, in der nahen Stadt erwerben.
Vitrine 8 enthält charakteristische römische Baumaterialien, wie sie in den Wohngebäuden der Gutshöfe verwendet wurden. Modelle zeigen eine römische Kellerwand, eine Hypokaustanlage und Ziegel-Dachdeckung.
Alle ausgestellten Objekte und Objektgruppen sind beschriftet. Außerdem gibt es zu den einzelnen Themenbereichen Erläuterungstafeln, die historische Hintergrundinformationen liefern und Zusammenhänge sichtbar machen, die sich allein aus der Anschaulichkeit der Objekte nicht ergeben. Somit erhält der Besucher die Möglichkeit, sich auch ohne Führer zurechtzufinden.
Städtisches Museum Bad Rappenau